An keinem anderen Ort ist Prostitution so sichtbar und akzeptiert. Eine Stadtführerin bringt Touristen den Bezirk näher. Und plaudert aus, warum eine Kirche direkt neben den Schaufenstern steht — und wie viel eine Top-Sexarbeiterin verdient. Auf dem Bürgersteig davor liegen silberfarbene Fläschchen. Huber , 33, kommt aus München , lebt seit fünf Jahren in der niederländischen Hauptstadt und arbeitet als Stadtführerin.
In keiner anderen Stadt ist Prostitution so sichtbar, so stark verwurzelt und vor allem derart stark akzeptiert. Gut Sexarbeiterinnen mieten sich in den Fenstern ein, um dort auf eigene Rechnung zu arbeiten — legal und reguliert. Drei Reporter berichten in den 15 Tagen vor der Europawahl täglich aus 15 Ländern.
Die Recherchereise wird unterstützt von der Bertelsmann Stiftung. Expedition durch Europa : Berichte aus 15 Ländern. Wenn kann ich wählen? Der Wahl-O-Mat zur Europawahl Huber läuft durch eine schmale Gasse, wo die Frauen direkt gegenüber der Alten Kirche stehen. Gewalt war völlig normal. Anwohner und Prostituierte, die sich genervt fühlten, warfen Bierflaschen auf Touristen.
Schwerstarbeit für die Polizei. Sie machte die Gegend für Normalbürger attraktiv. Etwa 80 Prozent der rund Prostituierten-Organisationen kommen dagegen auf geringere Zahlen. Vielmehr durch Schulden, durch Verantwortung, etwa für ein Kind oder durch andere Umstände.
Ziemlich ungewiss ist daher der Erfolg eines neuen Gesetzes zum Kampf gegen Zwangsprostitution. Seit drei Jahren sollen Freier in den Niederlanden zur Verantwortung gezogen werden. Verkehren sie mit einer Sexarbeiterin, bei der sie vermuten müssen, dass sie zur Arbeit gezwungen wird, müssen sie ihren Verdacht melden. Andernfalls drohen ihnen vier Jahre Gefängnis. In einigen Ländern, darunter Schweden und Frankreich , machen sich Freier generell strafbar.
